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Chronik

Ausdauersport entwickelte sich ab Ende der 1960er Jahre zum neuen Publikumsmagneten. 1977 entstand die Idee, auf Hawaii drei traditionelle Ausdauersportarten hintereinander durchzuführen: 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42,195 km Laufen – der Ironman-Triathlon war geboren. Triathlon über die Distanz von 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen wurde ein Serienstandard und erreichte wenig später auch Deutschland. Eine Welle der Begeisterung erfasste nun breite Bevölkerungsschichten und fand auch feurige Anhänger beim TV 48 Erlangen.

Foto: Minitriathlon in der Traglufthalle im Röthelheimbad

Minitriathlon in der Traglufthalle im Röthelheimbad mit Organisationschef Heinz Rüger (li.)

Der Lauftreffteilnehmer Gunther Heyne bedrängte immer wieder den sportlichen Leiter Günther Beierlorzer, auch beim TV 48 einen „Trimmathlon“ einzuführen. Am 15. Juni 1985 beim 1. Minitriathlon stellten sich neun mutige Männer dieser Herausforderung und maßen ihre Ausdauer und Schnelligkeit über 1 km Schwimmen – Umkleiden – 21 km Radfahren – Umkleiden – 4 km Laufen. Schon während des Wettkampfs in der Umkleidekabine des Röthelheimbads, der Wechselzone Schwimmen-Radfahren, kritisierte Triathlet Heinz Rüger die zu lange Schwimmstrecke.

Ein anderer Athlet startete mit vollen Radtaschen von einer Einkaufstour bepackt hinter den anderen her auf die Radrunde, die über Hartmannstraße, Kurt-Schumacher-Straße, Vach, Hüttendorf, Schallershofer Straße zum TV 48 am Kosbacher Weg führte. Ohne große Wechselzone, die Räder an den Zaun des TV 48 -Sportgeländes gelehnt, ging es weiter zum Laufen entlang des Kanals – eine absolut amateurhafte Organisation und Breitensport pur, aber alle waren fasziniert von dieser Sportart.

Logo: TV48 Triathlonabteilung

Logo der TV 48-Triathlonabteilung

Noch im gleichen Jahr wetteiferten Männer und Frauen zwei weitere Male. Bis Ende 1986 wurde schon der 7. Minitriathlon auf der Distanz 0,7 km – 21 km – 7,5 km mit steigenden Teilnehmerzahlen erfolgreich vom TV 48 veranstaltet. Geschwommen wurde damals in der Traglufthalle „Blase“ im Röthelheimbad und dann beim 6. Minitriathlon im Oberndorfer Weiher bei Möhrendorf, weil die Traglufthalle abgebaut wurde.

Der Triathlon-Abteilung, gegründet im Januar 1987, stand zuerst Hubert Schwark als 1. Abteilungsleiter vor. Bereits 1988 übernahm Heinz Rüger die Abteilungsleitung, die er über 25 Jahre mit großem Engagement, Geschick und Erfolg leitete. Maskottchen der Abteilung wurde der Pinguin, der unter fünf gleichzeitig aufgezogenen Blechtieren am längsten durchhielt, „Pingi“ wurde damit Symbolfigur für ausdauernde Freude in der Bewegung beim Erlanger Triathlon.

Foto: Im Wasser stehende Triathleten 1986 vor dem Startschuss zum Schwimmen im Oberndorfer Weiher mit dem ehemaligen TV-Präsidenten Ehrenfried Meier

Startschuss zum Schwimmen im Oberndorfer Weiher 1986 mit dem ehemaligen TV-Präsidenten Ehrenfried Meier (Foto: Erich Malter)

Die weitere Entwicklung verlief beim TV 48 Erlangen genauso rasant wie in ganz Deutschland. Im Juli 1987 fand in Oberndorf der neunte kurze Erlanger Triathlon mit 0,5 km – 21 km – 5 km und auch der neunte längere Erlanger Triathlon mit 1 km – 40 km – 10 km statt, letzterer eigentlich der erste Kurztriathlon nach heutiger Nennung. Die Radstrecke führte über Dechsendorf – Röttenbach – Möhrendorf bis zum Eingangstor des TV 48. Im September folgte gleich die 1. Erlanger Stadtmeisterschaft im Triathlon mit einer Distanz von 0,7 km – 21 km – 8,5 km.

Von 1988 bis 1989 nahmen jeweils weit über 100 Athleten an den Veranstaltungen des 10. bis 13. Triathlons und auch an der 2. und 3. Erlanger Stadtmeisterschaft im Triathlon teil.

Die Organisation dieser Wettkämpfe wurde damals wie heute von einem ehrenamtlichen Team bewältigt. In Zeiten ohne Computer traf man sich öfter als heute, meisterte alle Aufgaben kameradschaftlich und gemeinsam. Jeder war funktional eingeteilt als Organisationsmitglied – Kampfrichter – Trainingsbetreuer – Helfer – Wettkämpfer in einem. Vieles wurde in Eigenregie improvisiert, wie die Schilder für den Wettkampf und die Radständer, aus Latten gezimmert und genagelt. Beim Schwimmen gab es handgemalte Startnummern auf den Bademützen, in der Wechselzone wurde sich komplett umgezogen, die Räder waren normale Alltagsräder, es gab noch keine technische Hochrüstung, auch nicht bei den Schuhen, die Zeitnahme geschah mittels einfachen Stoppuhren. Die Ergebnisse wurden erst handschriftlich, später dann im Computer erfasst. Der Wettkampf war familiär und überschaubar.

Aus all diesen Minitriathlons und kleineren Triathlon-Veranstaltungen entwickelte sich Anfang August 1990 der 1. Erlanger Mitteltriathlon mit einer Distanz von 2 km – 80 km – 20 km. Geschwommen wurde schon damals im Main-Donau-Kanal, den Schwimmein- und -ausstieg zimmerten THW-Pioniere und zwei TV 48-Hausmeister. Mit einem Tieflader und Kran wurde dieses massive Gestell am Kanal positioniert. Inzwischen ist das Monstrum total verrottet und eine praktischere Ausführung hat hier Platz gefunden. Die Wechselzone für damals 400 Athleten befand sich am Hafenbecken unterhalb der Dechsendorfer Brücke. Die Rad- und Laufstrecke war schon so ausgefeilt wie bis zum Jahr 2018 durchgeführt, lediglich die Verpflegungsstellen wurden im Lauf der Jahre verlegt.

Foto: Organisationsteam 1999

Organisationsteam 1999 (Foto: Burkhard Große)

1992 beim 3. Erlanger Triathlon nahmen schon 560 Athleten teil, darunter auch Sportfreunde aus Westeuropa und Russland, 1993 waren es erstmals über 600 Teilnehmer. 1994 wurde ausnahmsweise einmal im Dechsendorfer Weiher geschwommen, da der Main-Donau-Kanal für die Veranstaltung nicht zur Verfügung stand. Dieses „Ausweichquartier“ erweckt heute noch Erheiterung, da anstatt zu schwimmen, die Athleten durch die Untiefen des Dechsendorfer Weihers wateten, vom Morast schwarz wie Pinguine. 1995 wurde zusätzlich der 1. Erlanger Kurztriathlon parallel zum 6. Erlanger Mitteltriathlon angeboten, die Veranstaltung war schon damals mit 800 Athleten ausgebucht. Der hohe Organisationsstandard machte den Erlanger Kurz- und Mitteltriathlon immer beliebter in der Szene.

Foto: Ehemaliger Chef Heinz Rüger und seine Nachfolgerin Ulrike Rabenstein

Ehemaliger Chef Heinz Rüger und seine Nachfolgerin Ulrike Rabenstein (Foto: Bernd Räbiger)

1999 wurde der 10. Erlanger Mitteltriathlon gefeiert, geleitet von Axel Bengsch und Karlheinz Preller, denn Heinz Rüger fiel krankheitsbedingt aus. Gleichzeitig gab es eine Neuausrichtung in der Organisationsgruppe, einige Mitglieder traten aus zeitlichen Gründen zurück, so auch Heinz Rüger als Organisationschef. Der Computer fand Eingang in die Organisationsarbeit, neue Bereiche und Ablaufpläne wurden aufgestellt.

Im Jahre 2000 stellten sich Holger Hild und Kerstin Marthol (Putzmann) als neue Leitung für das erfahrene Organisationsteam auf. Der Erlanger Triathlon, seit 2000 in Sydney auch olympisch auf der Kurzdistanz, zählte mittlerweile zu den Topveranstaltungen in Bayern.

2002 übernahm nochmals Heinz Rüger die Führung des Erlanger Triathlons. Er übergab 2004 die Leitung des 20-köpfigen Organisationsteams an Ulrike Rabenstein. Sie hatte – parallel zu diversen Aufgaben in der Abteilungsleitung – das Amt bis 2016 inne.

Foto: Ehemalige Organisationschefin Jennifer Steib und Geschäftsführer von ZEITGEMAESS GmbH Robert Frankl

Ehemalige Organisationschefin Jennifer Steib und Geschäftsführer von ZEITGEMAESS GmbH Robert Frankl (Foto: Krista Mikk)

Das Jahr 2016 markierte einen Wendepunkt in der immer komplexer werdenden Veranstaltungswelt: Gemeinsam mit Ulrike Rabenstein bildete Jennifer Steib eine Doppelspitze, um die Übergabe an Jenny als neue und alleinige Organisations-Chefin im Jahr 2017 möglichst reibungslos zu ermöglichen.

Diese traditionelle Erlanger Sportveranstaltung verlangt für einen Wettkampftag übers ganze Jahr einen Riesenaufwand an Vorbereitung und Logistik. Jedes Jahr ist es die gleiche harte Arbeit, vor allem genügend Helfer zu rekrutieren, um alle Posten zu besetzen. Diese über 300 Ehrenamtlichen tragen nach wie vor mit ihrer großen Unterstützung voll zum Gelingen des Wettkampfes bei. Viele professionelle Helfer, wie DLRG, THW, BRK, Polizei, Freiwillige Feuerwehren, Motorradclub, das Massageteam und routinierte Moderatoren runden die Veranstaltung ab.

Foto: Triathleten fahren mit den Rennrad an applaudierenden Zuschauern vorbei

2008: Begeisterte Zuschauer feuern auf der Dechensdorfer Brücke die Athleten an (Foto: Günter Bauer)

Die Schwimmstrecke lag in den 2000er Jahren nördlich der Dechsendorfer Brücke, die Wechselzone in der Senke zwischen Möhrendorfer Schleuse und dem Schirrhof nördlich des Hafenbeckens. Die Rad- und Laufstrecke lief auf bewährten Trassen ab, das Ziel wie immer im TV 48-Stadion. Während früher das Zielgelände eher schlicht war, erstellte das THW einen großen Zielturm mit Sponsorenbannern.

2008 rückte die Wechselzone aus Platzmangel wieder vor zum Hafenbecken. Hier wurde immer wieder versucht für 1000 Athleten Platz zu schaffen, jedoch ist im Radpark, der Lauf- und Radbeutelgasse mit Umkleidezelt einfach nicht mehr Raum als für 800 Athleten verfügbar. Der Erlanger Triathlon blieb somit platzbedingt exklusiv 800 Athleten vorbehalten.

Foto des Organisationsteams 2014

Organisationsteam 2014 (Foto: Bernd Räbiger)

Die Zeit hat sich gewandelt und mit ihr die Technik. Nach Zeiterfassung und Ergebnisausstattung ohne PC, Urkundenerstellung von Hand, haben heute elektronische Zeitmessung und zahlreiche Genehmigungen bei Wasserschifffahrtsamt, Forstamt, Straßenverkehrsamt, die Welt der Kampfrichter und Sponsoren bei Triathlon-Events Einzug gehalten. Auch Reglementierungen zur Einhaltung der Sicherheit von Athleten und Zuschauern, aber auch von unbeteiligten Dritten wie z.B. Nutzern der Autobahn A 3 mit Umleitungsrouten durch das Erlanger Umland müssen bewertet, abgewägt und beachtet werden.

Die Sponsoren der ersten Stunde waren Hans Baumanns Finish Line in Nürnberg, der Alpinist, Quick-Press und die Privatbrauerei Kitzmann in Erlangen. Heute sind es neben zahlreichen Firmen als Partner und Unterstützer die Sparkasse, Puma und AOK als Premiumsponsoren und M-net, bereits seit 2011, als Titelsponsor.

Foto: Rodrigo Nebel beim Zieleinlauf 2011

2011 gewinnt Rodrigo Nebel den Erlanger Kurztriathlon zum sechsten Mal (Foto: Klaus-Dieter Schreiter)

Das Material der Athleten hat sich wahnsinnig verändert, moderne Neoprenanzüge beim Schwimmen neben Rennrädern aus Carbon statt Alu, mit Dreieckslenkern oder Aufsätzen und Klickpedalen, dazu Aerohelme, angenehm tragbare Triathloneinteiler und Pulsuhren helfen den Athleten in der Ausübung ihres Sports. Der Triathlet heute ist leistungsorientiert, trainiert meist über zwei Stunden täglich für seine Sportart, um erfolgreich abschneiden zu können.

Im großen Starterfeld finden sich viele Athleten, die schon seit Jahren beim M-net Erlanger Triathlon finishen und siegen. Auch viele weitere Triathleten der absoluten Spitzenklasse, wie Faris Al-Sultan und Sonja Tajsich, trugen sich schon in die Erlanger Siegerliste ein. Rainer Müller-Hörner hält bis heute den 1999 auf der Mitteldistanz aufgestellten Streckenrekord. Viele Neueinsteiger und Hobbysportler debütieren bevorzugt beim Kurztriathlon in Erlangen. Gerade diese Mischung aus Spitzen- und Breitensport macht den besonderen Reiz des M-net Erlanger Triathlons aus.

Triathlon ist ein Modesport geworden, überall tauchen neue Veranstaltungen wie Pilze aus den Städten. Der hohe Organisations- und Veranstaltungsstandard in Erlangen, immer noch fast nur unter ehrenamtlicher Regie, muss sich Vergleichen mit kommerziell geführten Veranstaltungen bei Athleten, Zuschauern und Sponsoren stellen – und schneidet spitzenmäßig ab. Nach jeder Veranstaltung werden die Eindrücke der Athleten abgefragt und deren Anregungen und Kritikpunkte aufgenommen, um die kommenden Triathlons weiter zu verbessern.

Dies bringt das ehrenamtliches Organisationsteam, einige davon schon seit der ersten Stunde dabei, an immer neue Herausforderungen. Denn entscheidend sind heute Netzwerke und Medienpräsenz, ein Vorteil für kommerzielle Massenevents, die von der Euphorie und der Faszination des Triathlonsports leben. Im Fokus liegt dabei immer mehr der Zuschauer, der von den Sponsoren umworben wird.

Auch der M-net Erlanger Triathlon wandelt sich aber und geht mit der Zeit: Mit dem Einzug in die Innenstadt für Get-toghether, Messe und Startunterlagenausgabe am Samstag wurde im Jahr 2017 ein großer Schritt getan, der auch vorab im Orga-Team heiß diskutiert wurde und von dessen Akzeptanz nicht alle überzeugt waren. Aber die Möglichkeiten – zuerst in der Heinrich-Lades-Halle, 2018 dann am Erlanger SchlossStrand – überzeugten nicht nur das Organisationsteam, sondern auch fast alle Sportler und deren Begleiter. Hier wollen wir in kleinen Schritten unser Angebot weiter ausbauen: Für den M-net Erlanger Triathlon, für die Athleten, für die Sponsoren, für die Zuschauer!

Das Jahr 2018 mit nicht nur gefühlter Rekordhitze bescherte uns ein erstmalig stattfindendes „Erlanger Triathlon-Wochenende“ mit zwei Seiten wie bei einer Medaille: Der Schülertriathlon, der 2018 zum 30. Mal stattfand, startete das Wochenende bei praller Sonne und über 30°. Der Wetterumschwung fand dann prompt zum Samstag statt und der SchlossStrand erinnerte eher an die Nordsee im Herbst als an Hawaii im Sommer. Auch der M-net Erlanger Triathlon am Sonntag wartete mit kühlen Temperaturen und Regen auf, was aber dem gesamten Triathlonwochenende und der Begeisterung aller, ein Sportwochenende für Jung und Alt auf die Beine gestellt zu haben, keinen Abbruch tat.